Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Der 20. Juli 1944

Dennoch blieben solche Appelle von prominenter Seite nicht ganz ungehört. Bei hohen Militärs wurden zunehmend Zweifel am Endsieg unter der Hand geäußert. Man wartete auf eine Gelegenheit dem Spuk ein Ende zu bereiten. Gelegenheit gab sich, als Oberst Claus Schenk von Stauffenberg zum Stabschef beim Befehlshaber des Ersatzheeres befördert wurde und er nun an Besprechungen in der „Wolfsschanze“ (Hauptquartier Hitlers) teilnehmen konnte. Er entschloss sich am 20. Juli 1944 dort eine Bombe zu deponieren, wenn der „Gröfaz“ (größter Führer aller Zeiten) anwesend war. Gleichzeitig mit einem erfolgreichen Attentat sollte das Unternehmen „Walküre“ anlaufen, die SS entmachtet, Himmler, Göring, Goebbels u.a. verhaftet und eine Übergangsregierung eingesetzt werden. Das Vorhaben misslang, Hitler wurde lediglich verletzt, das Unternehmen „Walküre“ brach zusammen. Nur in Paris gelang es unter General K.-H. von Stülpnagel die Führung von SS und SD vorübergehend festzusetzen. Beck beging Selbstmord. Alle wichtigen Mitglieder der Widerstandsgruppen um Goerdeler und Beck (Kreisauer Kreis) wurden verhaftet und zum Tode verurteilt. Nur wenige kamen mit dem KZ davon, z.B. Eugen Gerstenmaier, der spätere Präsident des deutschen Bundestages.

Aber nicht nur hohe Offiziere und Funktionäre, wie Erwin Rommel, Hans Speidel, von Witzleben u.a. setzten durch Widerstand ihr Leben aufs Spiel, sondern auch Zehntausende von Soldaten, die sich als Deserteure durch Verweigerung, oder auch nur durch positive Äußerungen zum Attentat verdächtig gemacht hatten. Die Wehrmachtsjustiz ließ sie gnadenlos hinrichten.

Bis in die letzten Kriegstage wurden in den KZ-Lagern noch zahllose Häftlinge getötet. Aber auch unter den Wehrdienstleistenden und den Zivilisten wurden noch viele Menschen sinnlos umgebracht, obwohl der Krieg längst verloren war. Zu erinnern ist an drei Angestellte der Firma „Samt & Seide“, Hermann Adis, Adolf Doland und Erich Paul, die auf dem späteren Hortenhaus eine weiße Fahne gehisst hatten und dort von der Schutzpolizei verhaftet wurden. Am 28. März 1945, kurz vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen wurden sie von der NS-Polizei an der Mauer der Lauerschen Gärten standrechtlich erschossen. In der späteren Gerichtsverhandlung begründeten die Polizisten ihr Tun mit der „unvermeidlichen Erfüllung ihrer Gehorsamspflicht“. Am 29. März setzen amerikanische Truppen beim Theresienkrankenhaus über den Neckar. Am 1. Mai wird über den Rundfunk Hitlers Tod gemeldet. Die totale Kapitulation Deutschlands wird am 7. Mai unterzeichnet.

Der II. Weltkrieg vernichtete ganze Städte und Landstriche. Unersetzliche Kulturgüter gingen verloren. Doch am schlimmsten war, dass auf den Schlachtfeldern und unter der Zivilbevölkerung der kriegsführenden und besetzten Staaten dem Krieg insgesamt rund 60 Mio. Menschen zum Opfer gefallen sind.

In der Ausstellung konnten nicht alle, die unter dem Naziregime in Mannheim und erst recht nicht im ganzen Reich gelitten und sich in irgendeiner Form gegen diese Diktatur gewandt hatten, genannt werden. In dem mit großer Sorgfalt recherchierten Buch von Prof. Dr. Weber „Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Mannheim“ sind 1323 Personen namentlich erfasst, doch wird auch dort betont, dass nur solche Personen genannt worden sind, bei denen Akten der Verfolgungsbehörden zur Verfügung standen. Prof. Weber, dem Stadtarchiv Mannheim, dem Landemuseum für Technik und Arbeit und dem Reiss-Engelhorn-Museum danken wir sehr für die Unterstützung bei der Auffindung von Material zum Thema und ganz besonders dafür, dass uns interessante Exponate zur Verfügung gestellt wurden.

Es war leider nicht möglich, die Widerstandskämpfer örtlich zuzuordnen, da die Adressen nur selten bekannt waren. Auch 30 Mannheimer Verfolgte, die 1933/34 aus dem KZ Ankenbuck entlassen wurden, fehlen im Verzeichnis des Buches „Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Mannheim“. Darunter waren u.a. in der Gartenstadt nicht unbekannte Namen: Engelbert Sulger, Jakob Dubail, Hugo Sester, Karl Hetterich. Bei 37 weiteren konnte nicht eindeutig entschieden werden, ob sie dem Mannheimer Widerstand beizumessen sind, da nur mangelhafte Wohnortangaben vorhanden waren, z.B. bei Anna Benz, Luise Spillner, Richard Hofmann, Hans Keitel, Herbert Klingmann, usw..

Im Verzeichnis fehlen auch die 54 Namen derer, die in Dachau ums Leben kamen und für die als Geburtsort / und / oder Wohnort Mannheim angegeben ist. Auch die herangezogenen Quellen sind nicht lückenlos. Die Gesamtzahl der vom NS-Regime verfolgten Mannheimer Bürgerinnen und Bürger war erheblich größer, als die Zahl der in der Dokumentation von Prof. Dr. Weber genannten Widerstandskämpfer.

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Geleitwort
Vorwort
Hohe Arbeitslosigkeit
Reichstagswahlen
Uneinigkeit der demokratischen Parteien
Verfassung außer Kraft
"Säuberungsaktion" in Mannheim
Reichsbanner
Erste antifaschistische Aktivitäten
Beispiel Jakob Baumann
Verhaftungswelle 1936/ 1937
SAP
"Neu Beginnen"
KPD
Denunziation in der Familie
Widerstand in Waldhof
Die Gruppe Gartenstadt
Die Lechleiter-Gruppe
"Druckerei" im Keller
Die Kirchen
Die Katholiken
Arbeiter- und Gesellenvereine
August Kuhn
Der Protestantismus
Dr. Karl Gérard
Zeugen Jehovas
Bekannte Widerstandsguppen
Sinti, Roma, Juden
Der 20. Juli 1944
20.7.1944
Der II. Weltkrieg
Luftangriffe
Der Waldhofbunker
Chronik der Besetzung Mannheims
Kriegsende in Mannheim
Schlusswort
Quellen und Literaturverzeichnis