Dr. Karl Gérard
1938 hatte der Reichsminister für kirchliche Angelegenheiten „Bevollmächtigte“ berufen. Bevollmächtigter für Mannheim wurde der Landgerichtsdirektor und Leiter des Sondergerichts Dr. Karl Gérard, auch Aufsichtsratsvorsitzender der Gartenstadt-Genossenschaft. Er hatte die Aufgabe der politischen Überwachung, sowie der Unterstützung der „Deutschen Christen“. In Mannheim hatte sich nämlich eine „Bekenntnisfront“ gebildet, die mit dem im KZ befindlichen Pfarrer Martin Niemöller sympathisierte und mit weiteren 44 Geistlichen für eine Ausgliederung der Landeskirche aus der Reichskirche, bei 7 Gegenstimmen, votiert hatten. In Heidelberg versuchte Prälat Hermann Maas ebenfalls eine Bekenntnisgruppe aufzubauen. Mit Hilfe des Jugendvikars Adolf Würthwein wurden Rundschreiben, Informationen und Verhaftetenlisten vervielfältigt und verteilt. Im Gegensatz zu anderen Orten griff in Mannheim die Gestapo dagegen nicht unmittelbar ein.
Der in der Gartenstadt wohnende Gérard zeigte für die Belange der Kirche großes Verständnis und konnte durch seinen Einfluss auf die Gestapo so manche Gemeinde und ihre Geistlichen vor dem bewahren, was „anderwärts als Verfolgung um des Glaubens willen getragen werden musste“.
Allerdings war ein härteres Vorgehen gegen Abweichungen von der offiziellen Kirchenmeinung in Mannheim auch nicht notwendig. Im Gemeindeblatt waren zum vierten Gründungstag des NS-Staates die Mitglieder „zum Gelöbnis der Treue und des Gehorsams gegen Führer und Volk“ aufgefordert worden. Zu Hitlers Geburtstag wurde am 20. April 1939 in der Christuskirche ein Gedenkgottesdienst abgehalten. Wegen solcher Bekenntnisse konnte in Mannheim keine nennenswerte und gefährlich werdende evangelische Opposition entstehen.
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