Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)

Von allen Parteien der Weimarer Republik hatte die KPD unter der Hitler Diktatur die meisten Opfer zu beklagen. Als am 27. Februar 1933 das Reichstagsgebäude brannte, wurden die Kommunisten beschuldigt den Brand gelegt zu haben. Allein 1933/1934 wurden 60.000 Kommunisten verhaftet. Bis Kriegsende wird die Zahl der ermordeten Kommunisten auf 20.000 geschätzt.

Die KPD entstand 1918 aus dem radikalen Flügel der SPD. Sie bekämpfte die Republik und strebte eine Revolution an, um ein „Sowjet-Deutschland“ zu verwirklichen. Zunehmend geriet sie aber unter den Einfluss der bolschewistischen Führung. Ihre Mitgliederzahl stieg bis 1932 auf 360.000. Sie wurde die Partei der Arbeitslosen. Bei der Reichstagswahl im November 1932 wurde sie mit fast 6 Mio. Wählern sogar die drittstärkste Partei im Reich.

Im vermeintlichen Interesse der stalinistischen Politik bekämpfte die KPD die Sozialdemokratie als „Sozialfaschisten“. Im August 1931 verstieg sie sich sogar zur Unterstützung des Volksentscheids der Rechten (NSDAP/DNVP/Stahlhelm) gegen die sozialdemokratische Preußen-Regierung. Diese verhängnisvolle Taktik änderte sich nur zeitweise durch Druck der Kommintern (Kommunistische Internationale) mit der „antifaschistischen Aktion“ gegen die NSDAP.

Mannheim war Sitz der KPD für Baden-Pfalz als Sektion der Kommunistischen Internationale (Kommintern). Aber auch hier gab es Flügelkämpfe. 1924 mussten Vertreter der „Rechten“, wie Paul Schreck und Georg Lechleiter den „Linken“ in der Leitung weichen. 1927 wurden dann die „Linken“ unter Georg Kenzler (MdR) und Jakob Ritter (MdL) aus der Partei ausgeschlossen. Lechleiter wurde MdL und Paul Schreck war Fraktionsvorsitzender bis er vom Zentralkomitee gerügt wurde, weil die Fraktion im Badischen Landtag beantragt hatte, außer der SA auch das Reichsbanner zu verbieten. Außerdem war Mannheim im Landtag durch Antonie Langendorf, und im Bürgerausschuss u.a. durch Friedrich Lofink, Babette Ries, Henriette Wagner, Paul Wandel und Ludwig Kober vertreten. 1932 zählte die KPD im Bezirk 12.000 Mitglieder.

Wie alle Parteien, so unterschätzte auch die KPD die Gefahr des Nationalsozialismus. Nach der sogenannten Machtergreifung steigerte sich der Terror der Nationalsozialisten. Die KPD begab sich in die Illegalität. Kurz nach dem Reichstagsbrand waren lt. Bericht vom 24. März 1933 bereits 900 Funktionäre im Bezirk Baden-Pfalz verhaftet. Zu dieser Zeit war die braune Diktatur gegenüber den bürgerlichen, kirchlichen und konservativen Kreisen noch sehr zurückhaltend. Ein Höhepunkt der Verhaftungswelle lag schon vor der Reichstagswahl am 5. März 1933. Das Untersuchungsgefängnis im Schloss war bereits überfüllt und auch das Landesgefängnis Herzogenried überbelegt. Unter den Verhafteten befanden sich unter vielen anderen auch Georg Lechleiter, Paul Schreck, Antonie Langendorf und Fritz Apelt.

Von allen Bezirken im Reich hatte die Bezirksleitung in Mannheim die meisten Verhaftungen zu beklagen. Trotz schärfster Überwachung und abschreckenden Strafen fanden sich aber immer wieder Persönlichkeiten, die sich der illegalen Arbeit zur Verfügung stellten. Nichtverhaftete Mitglieder übernahmen sofort die Parteiarbeit, hielten den Kontakt zur Führung aufrecht, forcierten gleichzeitig den Organisationszusammenhalt, stellten Zeitungen und Flugblätter her, die meist einen Tarnnamen trugen und verbreiteten diese über einen geheimen Verteilerapparat. Den Widerstand der KPD ermöglichte allein der Opfermut seiner Anhänger.

Mannheim wurde seinem Ruf als rote Hochburg auch dadurch gerecht, dass der Kommunistische Jugendverband von den Mannheimern Erwin Ries, Karl Gräsle, Willi Grimm (später in München), Karl-Heinz Hoffmann und Paul Wandel geführt wurde.

Die Schicksale einiger weiterer, prominenter und populärer Mannheimer Widerstandskämpfer der KPD, sollen kurz genannt werden: Hermann Remmele wurde neben Ernst Thälmann von 1929-1932 zum wichtigsten Parteiführer in Berlin. Seine Tragik, er wurde 1939 ein Opfer der Stalinschen Säuberungen in einem sowjetischen Gefängnis. Ein gleiches Ende fand Franz Doll, MdR, der nach seiner Verhaftung 1934 als verschollen galt. Wahrscheinlich ist er aber in die UdSSR emigriert und dort ebenfalls bei den „Säuberungen“ umgekommen. Dafür spricht, dass die Gestapo ihn noch 1941 auf ihren Sonderfahndungslisten führte.

Auch Erwin Ries starb als Opfer der Stalinschen Säuberungen in der UdSSR. Karl Gräsle und Willi Grimm verbrachten bis 1945 ihr Leben im KZ Dachau. Philipp Geis, 1937 zu 1 Jahr Haft verurteilt, kam 1939 ins KZ Buchenwald und wurde dort 1 Jahr später ermordet. Otto Walter, MdR, wurde 1935 zu 5 Jahren Haft verurteilt und war bis 1945 im KZ, später wurde er MdL in Sachsen-Anhalt und dann stellvertretender Minister für Staatssicherheit in der DDR. 1983 ist er gestorben. Friedrich Dürr, bekam 1935 3½ Jahre Zuchthausstrafe, kam danach in das KZ Dachau und wurde am 28. April 1945 erschossen.

Paul Wandel war von 1933-1945 in sowjetischer Emigration, danach zeitweise Minister und SED-Sekretär in der DDR. Auch Karl-Heinz Hoffmann emigrierte, war Offizier im Spanischen Bürgerkrieg und seit 1960 Verteidigungsminister der DDR. Mit der Flucht Hoffmanns 1935 ging der organisierte Widerstand der Kommunisten in Mannheim eigentlich zu Ende. Das bedeutete aber nicht das Ende des Widerstandskampfes durch kleinere Gruppen. Die Verhaftungen und Verurteilungen gingen weiter.

Durch Erlass war die Herstellung, Verbreitung und schon der Besitz kommunistischer Schriften verboten und wurde als Hochverrat geahndet. Vom Reichsjustizminister wurde das präzisiert: „Mit dem Einwand, er habe die Schrift nicht gelesen, kann er nicht gehört werden...“. Dennoch wurde versucht mit Flugblattaktionen den Kampf gegen die Nationalsozialisten zu entfachen. Erwin Strohmeier und Hans Genzwürker wurden verhaftet, als sie in der Druckerei in der Waldhofstraße ein Flugblatt in einer Auflage von 10.000 Stück herstellten. Sie erhielten 4 bzw. 5 Monate Gefängnis. Der Stadtkurier Josef Rutz erhielt 1936 4½ Jahre Zuchthaus, wurde später aber ins KZ Sachsenhausen eingeliefert und dort 1944 erschossen.

Lechleiter wurde MdL und Paul Schreck war Fraktionsvorsitzender bis er vom Zentralkomitee gerügt wurde, weil die Fraktion im Badischen Landtag beantragt hatte, außer der SA auch das Reichsbanner zu verbieten. Mannheims KPD war im Landtag durch Antonie Langendorf, Georg Lechleiter und Paul Schreck und im Bürgerausschuss u.a. durch Friedrich Lofink, Babette Ries, Henriette Wagner, Paul Wandel und Ludwig Kober vertreten. 1932 zählte die KPD im Bezirk 12.000 Mitglieder.

Zur Gruppe Gartenstadt zählten u.a.: Helmut und Karl Rieß, Ernst Göltenboth, Paul und Katharina Schreck, Josef Reichert, Hans Hofmann, Adam Kenzler, Ludwig und Daniel Seizinger, Max Winterhalter, Jakob Faulhaber, Karl Gräsle, Philipp Kurban, Rudolf Maus und Philipp Brunnemer.

Im Vorort Waldhof, in dem die KPD 1932 einen besonders hohen Wähleranteil hatte, war der Widerstand dieser Partei und ihrer Nebenorganisationen von der mündlichen Agitation, nächtlichen Klebeaktionen und zahlreichen illegalen Schriften geprägt. Auf Schreibmaschinen und einfachen Abziehapparaten stellte die etwa 120 Mitglieder zählende Gruppe ihre Flugblätter selbst her. Als Informationsquelle für die Zeitungen dienten die Sendungen des Moskauer Rundfunks und der BBC London.

In einem Gartenhäuschen in der Waldstraße wurden unter Führung von Alfons Kopp, den man im Juni 1933 verhaftete, antifaschistische Schriften hergestellt. 1935 wurde Kopp mit weiteren 15 Mitgliedern erneut wegen Hochverrat angeklagt. Sie erhielten alle hohe Zuchthausstrafen. Widerstand konnte es nur noch auf der Basis individueller Kontakte geben. Eine kleine Gruppe mit Karl Martin sammelte bei Freunden Spenden von mtl. 20-30 Pfennigen und unterstützte mit 2-3 RM die Familien der Verhafteten. Dafür wurden alle Beteiligten, darunter Katharina Schreck, Barbara Ries, Josef Reichert und Ernst Göltenboth, mit hohen Haftstrafen belegt.

1933 teilte sich die Ortsgruppe; die Gartenstadt bildete eine eigene Organisation. Es bildete sich, nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 der harte Kern der nach Georg Lechleiter benannten Widerstandsgruppe u.a. mit Jakob Faulhaber, Max Winterhalter, Daniel Seizinger und Rudolf Maus heraus. Diese Gruppe hatte wegen ihrer mutigen Aktivitäten die meisten Todesopfer zu beklagen. In ihrer hektographierten Zeitung „Der Vorbote“, hatten sie u.a. geschrieben:

„Hitler hat den Krieg begonnen, Hitlers Sturz wird ihn beenden“. Von 32 Verhafteten wurden 19 hingerichtet, 3 hatten bereits die Voruntersuchungen, die nicht ohne Folterungen abliefen, nicht überlebt.

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Geleitwort
Vorwort
Hohe Arbeitslosigkeit
Reichstagswahlen
Uneinigkeit der demokratischen Parteien
Verfassung außer Kraft
"Säuberungsaktion" in Mannheim
Reichsbanner
Erste antifaschistische Aktivitäten
Beispiel Jakob Baumann
Verhaftungswelle 1936/ 1937
SAP
"Neu Beginnen"
KPD
Paul Schreck/ Anette Langendorf
Denunziation in der Familie
Widerstand in Waldhof
Die Gruppe Gartenstadt
Die Lechleiter-Gruppe
"Druckerei" im Keller
Die Kirchen
Die Katholiken
Arbeiter- und Gesellenvereine
August Kuhn
Der Protestantismus
Dr. Karl Gérard
Zeugen Jehovas
Bekannte Widerstandsguppen
Sinti, Roma, Juden
Der 20. Juli 1944
Schlusswort
Quellen und Literaturverzeichnis