Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP)

Eine starke Widerstandsgruppe stellte die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich 1931 als linke Absplitterung der SPD gebildet hatte. Ihre führenden Vertreter in Mannheim waren Max Diamant und Gustav Roos. Der spätere SPD-Stadtrat Otto Bauder und der spätere KPD-Stadtrat August Locherer kämpften dort Seite an Seite. Bei ihrer politischen Arbeit konnte sich die SAP auf Hilfe aus dem Ausland stützen. Neben der Einfuhr illegaler Schriften vom Auslandsstützpunkt in Basel aus, ergaben sich für die Mannheimer auch Gespräche mit den Mitgliedern der SAP-Auslandsleitung in Paris, u.a. mit dem ehem. Reichstagsabgeordneten der KPD, Paul Frölich, vorher SPD, mit Jakob Walcher und Fritz Sternberg. So wurden in den Weihnachtstagen 1934 und im November 1935 Gespräche, an denen auch Leiter und Mitarbeiter aus anderen Landesteilen teilnahmen, über die Lage in Deutschland, die Bedrohung der Juden und auch über den Zusammenschluss von SAP und SPD geführt. Paul Frölich, Redakteur und Autor, musste später nach USA fliehen und kehrte nach dem Krieg mit seiner zweiten Frau Ros Wolfstein nach Frankfurt zurück, wo sich beide wieder der SPD anschlossen. Seine Schwiegertochter und ein Enkel wohnen übrigens in der Gartenstadt.

In der Herstellung, Einfuhr und Verbreitung von Druckschriften für Baden/Pfalz lag eine der Hauptaufgaben der Mannheimer SAP-Bezirksleitung. In unregelmäßigen Abständen wurden auch kleinere Zeitungen herausgebracht. Um die Gefahr für Kuriere und Adressaten etwas zu verringern, wechselten die Kuriere und Deckanschriften häufig. Briefe enthielten unverdächtige Mitteilungen, denen mit unsichtbarer Tinte Nachrichten beigefügt waren. Strafverschärfungen und Verhaftungen führten dazu, dass die Verbindungen zu anderen Orten immer seltener wurden. So erhielt Pforzheim 1938 die letzten Druckschriften aus Mannheim. Nachrichten aus dem Ausland (Basel und Straßburg) wurden mit dem Fahrrad über die Grenze gebracht. Sie wurden auf Dünndruckpapier geschrieben und im Fahrradrahmen versteckt, teilweise auch in Aktenmappen mit doppeltem Boden oder mit einer zweiten Seitenwand.

Treffen fanden in den Wohnungen der Gruppenmitglieder, sowie im Gartenhaus von Jakob Ritter am Speckweg oder bei den Brüdern August und Paul Locherer statt. Dort wurden auch „Schulungen“ durch Adolf Schröder oder Alfred Meixner durchgeführt. Die Finanzierung erfolgte durch kleinste Beiträge und Spenden. 1938 gelang es den NS-Behörden beinahe alle Aktiven der SAP in Baden, Pfalz und Hessen zu verhaften und sie zu Zuchthaus- oder Gefängnisstrafen zu verurteilen.

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Geleitwort
Vorwort
Hohe Arbeitslosigkeit
Reichstagswahlen
Uneinigkeit der demokratischen Parteien
Verfassung außer Kraft
"Säuberungsaktion" in Mannheim
Reichsbanner
Erste antifaschistische Aktivitäten
Beispiel Jakob Baumann
Verhaftungswelle 1936/ 1937
SAP
Otto Bauder
"Neu Beginnen"
KPD
Denunziation in der Familie
Widerstand in Waldhof
Die Gruppe Gartenstadt
Die Lechleiter-Gruppe
"Druckerei" im Keller
Die Kirchen
Die Katholiken
Arbeiter- und Gesellenvereine
August Kuhn
Der Protestantismus
Dr. Karl Gérard
Zeugen Jehovas
Bekannte Widerstandsguppen
Sinti, Roma, Juden
Der 20. Juli 1944
Schlusswort
Quellen und Literaturverzeichnis